| p.c.ambulanzen on 3 Dec 2000 23:02:20 -0000 |
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| [rohrpost] +++ fatal exception encountered +++ [was: re: eine hand fuer sebnitz] |
> hallo werte mediengemeinde
>
> angefangen hat der ganze aerger doch durch
> die "moeglicherweise" getuerkte Meldung in diesem
> ueberregionalen Revolverblatt, welches aufgrund
> solcherlei Meldungen doch schon immer vorexerziert,
> wie in einem Land der vielfaeltigen Moeglichkeiten
> durch Bauernfaengerei Auflage gesichert wird.
>
> Ist es in einem sogenannten Rechtsstaat denn nicht
> moeglich, auf das Verursacherprinzip zurueckzugreifen?
>
> also statt dieser intellektuel eher anspruchslosen
> Spendenaktion eine Sammelklage gegen Revolverblatt
> Journalismus.
>
> waer doch mal was, die Kaelber jagen die Schlaechter.
>
> mfg
> ingo mack
von wegen hallo, werter herr mack,
was heisst hier "'moeglicherweise' getuerkte meldung"? heisst
das genausogut moeglicherweise gegriechte meldung? oder
denkbarerweise sogar genigerianerte meldung? oder nicht
wahrscheinlicherweise eher gehalbirakite meldung in diesem fall?
und by the way: von den vielfaeltigen moeglichkeiten der
bauernfaengerei in diesem land ist die einfaeltigste ja nun
wirklich das maerchen von den kaelbern, die die schlaechter
jagen. "waer doch mal was"? war doch schon mal! hiess damals
boell, katharina blum, und ist schiefgelaufen. oder hiess raf,
sieg im volkskrieg, ist auch danebengegangen. ist nicht moeglich
im rechtsstaat, auf das sogenannte verursacherprinzip
zurueckzugreifen. ist nicht! haut nicht hin! warum heisst das
ding wohl rechtsstaat?
worauf du jedoch eigentlich hinauswillst, lieber ingo, das fehlt
gerade noch: dass die judensaubruellenden unschuldslaemmer die
schlaechterjournaille gesammelt durchs dorf klagen, weil die
ihnen ihr siegheilgeschrei und ihre screwdriverbomberjacken zur
prime time ueberregional vorexerziert. auf (wie es in dieser
- na was wohl? - presseinformation heisst) berechtigten,
touristischen, gewerblichen, moralischen, wirtschaftlichen,
kleinen, mittelstaendischen, strukturschwachen, regionalen,
tätigen, finanziellen, praeventiven schadenersatz? ist doch
wahr: was hinten beim landrat 01796 pirna rauskommt, ist vorne
rotgruene regierungsprosa. "was mich am meisten ankotzt an den
neonazis, das ist gerhard schroeder!" (klaus theweleit)
und angefangen, jetzt mal ehrlich, angefangen mit dem ganzen
aerger hat ja wohl immer noch die mauer. wir wollen die jetzt
langsam mal wiederhaben, echt. "groesse haben", amerikaner!
"irrtum eingestehen", briten! "haende reichen", franzosen!
"zukunft ermoeglichen", russen!
mfg
p.c.ambulanzen
berlin/germany
ps:
um etwaigen missverstaendnissen vorzubeugen: dies ist keine
polemik, sondern eine fehlermeldung mit bitte um neustart.
der "spendeninitiative fuer sebnitz" ausgerechnet mangelnden
intellektuellen anspruch vorzuwerfen, entspricht exakt der
kritik der dortigen buerger an ihren nazis: die haetten so
haessliche frisuren. diese aktion ist nichts anderes als ein
besonders dreister fall behoerdlich sanktionierten
ressentiments, das voellig offensichlichen naziaktivitaeten
nicht anders zu begegnen weiss als mit der permanenten klage
ueber "die medien" ("die pc-mafia", "die europaeische union",
"die amerikanischen anwaelte", "den zentralrat der juden" usw),
deren angeblichen kampagnen man andauernd und unschuldig zum
opfer falle. wo diese klage, wie in diesem fall, sogar von
oeffentlichen instiutionen organisiert wird, geht das blosse
ressentiment ueber in eben jenen "aufstand der anstaendigen",
der seit wochen angedroht wird fuer den fall, dass sich die
negative berichterstattung ueber deutschland nicht in baelde
wieder legt. genau das ist deutsche leitkultur: die beginnt mit
der vorstellung, durch bilder von deutschen nazis entstuende
deutschen buergern ein schaden, der, wenn schon nicht auf dem
rechtsweg, dann doch zumindest von der gemeischaft zu ersetzen
sei (wobei diese entschaedigung via "praeventiver jugendarbeit"
an die verursacher zurueckfliessen moege), und endet mit der
behauptung, eigentliches opfer des holocaust sei das deutsche
volk, gegen das die industrielle massenvernichtung der
europaeischen juden als moralkeule instrumentalisiert werde.
zur sicherung der auflage bietet dein revolverblatt dem
faschopack jetzt sogar einen aussergerichtlichen vergleich an,
der darin besteht, die eigenen ermittlungen im "fall sebnitz"
auf den anfangsverdacht eines kollektiven nationalen masochismus
zu konzentrieren. spiegel-titel vom kommenden montag: "die
hysterische republik - rinderwahn und nazi-angst: zwischen
verharmlosung und uebertreibung". darin auf seite 30 zum thema
uebertreibung: "nichts ist schlimmer als der tod eines kindes.
das ist gewiss. ungewiss ist, wie es um ein land bestellt sein
muss, das sich über eine woche lang der barbarei fuer faehig
gehalten hat: des bestialischen mordes an einem kind. es stand
auf den titelseiten aller zeitungen: ein sechsjaehriger, von
einer horde neonazis jaemmerlich in einem spassbad ertraenkt,
vor den augen der badegaeste, und ringsum eine kleinstadt, die
drei jahre lang mit dem kleinen leichnam leben kann, ohne dass
ein wort von dem mord nach aussen dringt. das ganze land zog
sich ein graessliches kleid an, stellte sich vor den spiegel und
sagte: 'passt.' als waere das zusammengeschneiderte gewebe von
vermutungen, widerspruechen, schlampereien, selbst gesuchten
zeugenaussagen ein massanzug. das ist unglaublich. das wurde
geglaubt. kinder brauchen maerchen. moderne gesellschaften
brauchen von zeit zu zeit vorfaelle, um zu wissen, woran sie mit
sich sind." zum thema verharmlosung auf seite 316: "ich teile
nicht die hoffnung derer, die sagen, in einem halben jahr sei
alles das schon wieder vergessen." (gerhard schroeder ueber bse)
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